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Objektführer / Köln

Köln_Motorschiff Düsseldorf
Schanzenstraße


Texte und Dokumente
Walter Buschmann: Das Motorschiff Düssdeldorf

aussen
Motorschiff Düsseldorf am Mittelrhein. Foto um 1995

Walter Buschmann
Motorschiff Düsseldorf

In der Geschichte der jahrtausendalten Rheinschiffahrt, von den Handels- und Kriegsschiffen der Römer bis zur modernen Schubschiffahrt, prägten die erst nach 1900 aufkommenden, mit Dieselmotoren ausgestatteten Motorschiffe das 20. Jahrhundert. Nachdem schon Ende des 19. Jahrhunderts schraubengetriebene Dampfer den Rhein befuhren, kam in den 1930er Jahren die Zeit der Voith-Schneider-Antriebe, mit dem auch das Motorschiff Düsseldorf ausgestattet ist.

Das Schiff wurde 1938 durch die Werft Christof Ruthof in Mainz-Kastel unter dem Namen "Oranje" für die Nederlandse Stoomboot Reederij gebaut. Es war ursprünglich ein kombiniertes Fracht- und Passagierschiff. Der vordere Teil des Schiffes hatte auf dem Hauptdeck einen Speisesaal für 80 Personen und darüber ein Sonnendeck mit einem überdachten Aufenthaltsraum. Hinter dem erhöht angeord­neten Steuerhaus mit Kommandobrücke lagen im Mittelschiff die Laderäume mit einem 1,5 t Bordwippkran. Hinten befand sich über dem Motorraum das Deckshaus mit Unterkunftsräumen und Toiletten. Das Achterdeck war frei.

Nach Kriegsbeginn wurde das Schiff auf der Hoogewardtwerft für militärische Zwecke umgebaut und mit Flakgeschützen ausgestattet. Es diente zum Transport von Flüchtlingen und Verwundeten aus dem umkämpften Ostpreußen in den Westen.

1953 erwarb die Dampfschiffahrtsgesellschaft für den Nieder- und Mittelrhein (DGNM), die später in die Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG aufging, die Oranje und ließ das Schiff für die Fahrtstrecke von Mainz nach Düsseldorf als Doppeldeck- Salonschiff umbauen. Der Umbau erfolgte dort, wo das Schiff ent­standen war: Christof Ruthof, Mainz-Kastel.

In der mehr als vierzigjährigen Nutzungsgeschichte des nun unter dem Namen "Düsseldorf" den Rhein befahrenden Schiffes ist als besonderes Ereignis hervorzuheben, daß das Schiff im Dezember 1971 aus ungeklärten Gründen im Niehler Hafen sank. Es wurde im Januar 1972 gehoben und für den Liniendienst wieder einsatzbereit gemacht. 1995 wurde das Schiff vorerst außer Dienst gestellt.

Schon in der äußeren Linienführung des unveränderten Rumpfes wird die historische Herkunft des Schiffes aus der Vorkriegszeit deutlich: Vorder- und Hinter­steven laufen in eleganter Krümmung spitz zu, wobei beide Steven in nahezu vertikaler Linie ins Wasser tauchen. In der Silhouette der Decksaufbauten ist deutlich eine vierfache Höhenstaffelung erkennbar. Im Rumpf befindet sich das von Bullaugen belichtete Unterdeck mit Motorraum, Küche, Vorratsräumen und Kabinen. Darauf folgen das Hauptdeck mit großem Speisesaal, das Oberdeck mit Cafes und oben das vom Schornstein sowie Kommandobrücke und Steuerhaus überragte Sonnendeck. Als Verbindung zwischen den Decks dienen paarweise gegenüberliegende, in weichen Kurvenformen gewendelte Treppen, die von der zentralen Eingangshalle des Hauptdecks zum Unter- und Oberdeck führen.

treppen
Treppen zwischen den Decks

Die beiden 400 PS starken MWM-Dieselmotoren der ursprünglichen Antriebsanlage wurden 1971/72 ersetzt durch zwei 515-PS-Motoren der Firma Klöckner-Humboldt-Deutz. Die Voith-Schneider-Propeller wurden 1967 durch baugleiche Propeller ersetzt, die aus dem Motorschiff Köln stammen. Im Steuerhaus erhalten ist die Steuersäule mit horizontal liegendem Seitensteuerrad aus Holz und dem Fahrthebel für die Geschwindigkeiten "Voraus" und "Zurück". Inschrift am Steuerrad: 1938 J.M. Voith Nr. 123/124 Heidenheim St. Pölten.

voith_propeller
Schnitt durch die Voith-Schneider-Propeller

Das Schiff konnte mit einer Länge von 69,8 m und einer Breite von 10,8 m 1954 2200 Passagiere aufnehmen, war jedoch zuletzt nur noch für 1000 Personen zugelassen. Die "Düsseldorf" erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 20,6 km/h.

Angesichts der an Ereignissen reichen Geschichte der Schiffahrt auf dem Rhein, sind vergleichsweise wenig Objekte erhalten geblieben, die diese Geschichte dokumentieren können. Das Motorschiff Düsseldorf repräsentiert mit den beiden wesentlichen Bauphasen 1938 und 1953/54 eine relativ späte Entwicklungsphase der Rheinschifffahrt. Die im Schiffsrumpf überlieferte historische Schiffsform, die alte Antriebsart mit den Voith-Schneider-Propellern und Ausstattungsdetails der 1950er Jahre, wie die elegant geschwungenen Treppen, machen die "Düsseldorf" zu einem charakteristischen Zeugnis der unmittelbaren Vor- und Nachkriegszeit.

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